Folge 3: Annette Freiin von Droste-Hülshoff
Annette Freiin von Droste-Hülshoff liegt hier im zweiten Anlauf und erstmalig mit vollständigem Namen mit ihren Gedichten auf 575 Seiten vor. Blaugrün changierend mit blindgeprägten Deckelvignetten in Ganzleinen mit goldgeprägtem Rückentitel und Verzierungen. In der Cottaschen Ausgabe, Stuttgart und Tübingen 1844.
Nachdem sie mit ihrer ersten Publikation aus Versepen und Gedichten 1838 in Münster bei der Aschendorffschen Buchhandlung noch heftige Kritik, nicht zuletzt von der eigenen Verwandtschaft, einstecken musste, die schlussendlich die Erstveröffentlichung aus Scham über vielleicht nur 64 verkaufte Exemplare wieder einkassierte.
"Reiner Plunder", "unverständlich", "confus", "mehr beschreibend als denkend", urteilte man sie in Adelskreisen 1838 noch ab. Nur die zunächst skeptische Mutter war gnädiger: Die Gedichte "scheinen mir sehr schön zu sein", befand Therese Droste, obwohl sie doch auf die Anonymität ihrer Tochter im Titel noch bestand. Bei Aschendorff hieß die Autorin: Annette Elisabeth v. D….. H…..
Und, Therese Droste sollte recht behalten, die Gedichte sind sehr schön und das gerade wegen ihres beschreibenden Charakters, der szenisch harten Schnitte und des Suspenseaufbaus. A. v. D. H. bricht mit Erwartungshaltungen einer Leserschaft, die eher an der "Pfennigmagazinhistorie" interessiert zu sein gewesen schien, die man ihr vorwarf, als sie es selber war.
Mit der Cottaschen Ausgabe zeigt sich 1844 dann die Wertschätzung für die 47jährige Autorin, der man einen größeren Markt zutraute, denn der Verlag wagte sich selbstbewusster und für ihn kostspieliger mit einem eigenen Verlagseinband vor, der die Interimsbroschur verlässt, die sich die Käuferschaft sonst customized nach ihrem Geschmack binden ließ, der zur eigenen Bibliothek passte.
Text: Sabine Scho
Bild: Rare Books – Care Looks. März 2021.